Wiedergeburt des Maibaums
1969 erwuchs bei einer Hand voll Feuerwehrmännern beim damaligen Gerrer-Wirt die Idee, wieder einen Maibaum aufzustellen. Die Tradition wurde zu diesem Zeitpunkt in Vaterstetten schon seit Jahrzehnten nicht mehr gelebt – dabei war der Maibaum am Dorfplatz neben dem alten „Feuer Haus“ eine Institution, wie Bilder vom Anfang des 19. Jahrhunderts belegen. Das erste Geld für die Neuauflage kam durch die Versteigerung des Vollbartes von Wick Berger herein, der sich dafür extra öffentlich rasieren ließ. Große Planungs- und Organisationsaufgaben standen an.
Der Platz, an dem das „Brauchtumsstangerl“ künftig stehen sollte, war schnell gefunden. Natürlich traditionell in der Dorfmitte, unweit vom heutigen Standort, wurde das Fundament mit Schienen eingebracht. Der Baum, ein Prachtstück von rund 32 Metern, wurde in den Oberpframmerer Wäldern gefällt. Im März 1970 wurde der Baum dann nach Vaterstetten gebracht und im „Völkl-Anwesen“ gelagert. Schon damals wurden die Ausfahrten mit schweren Maschinen verstellt und Wachen eingeteilt, um den neuen Vaterstettener Maibaum vor Dieben zu sichern.
Zum Entwurf der Maibaumtafeln (Zunftzeichen), die heute noch einzigartig in weitem Umkreis sind, stellte sich damals freiwillig Professor Greif zur Verfügung. Nach dessen Entwürfen wurden dann in der Schlosserei Ach aus großen, starken Eisenplatten die Tafeln angefertigt. Wochenlang war man mit dem Herausarbeiten der Motive beschäftigt. Anschließend wurden die Tafeln nach den Vorgaben Greifs gestrichen.
Nachdem der Baum gehobelt, geschliffen und gestrichen war, wurde er am 1. Mai 1970 bei Schneegestöber aufgestellt, doch dies tat der guten Stimmung der zahlreich erschienenen Gäste keinen Abbruch.
Der Vaterstettener Maibaum wurde seit der Neuauflage 1970 zehn Mal erneuert: 1976, 1981, 1987, 1993, 1998, 2003, 2008, 2013, 2018 und zuletzt am 1. Mai 2023.