Freiwillige

vs.

Berufsfeuerwehr

Hast Du gewusst, dass die meisten Gemeinden und Städte in Deutschland von rein freiwilligen Feuerwehren betreut werden? Nein? Dann bist Du nicht in der Minderheit. Denn die vorherrschende Meinung ist, dass es ehrenamtliches Engagement nur in kleinen Dörfern gibt – doch das ist falsch.

Derzeit gibt es rund 110 Berufsfeuerwehren und etwa 22.000 Freiwillige Feuerwehren in Deutschland (Stand 2020). Bei diesem Kräfteverhältnis verwundert auch nicht die Verteilung von ehrenamtlich Feuerwehrkräften (ca. 1.600.000) zu Berufsfeuerwehrleuten (ca. 45.000). Schon eher erstaunt die absolute Zahl der ehrenamtlichen Aktiven, die bedeutet, dass sich fast jeder 60. Bundesbürger bei der Feuerwehr engagiert!

Obwohl schon viele unserer Mitbürger Hilfe von der Feuerwehr in Anspruch genommen haben, ist es den Wenigsten so wirklich klar, wer „Die Feuerwehr“ überhaupt ist. Es herrscht die landläufige Meinung vor, es seien alles Berufsfeuerwehrmänner und -frauen, die kommen wenn man die 112 wählt. Auf der einen Seite ist dies im Prinzip etwas positives, wenn Außenstehende die Arbeit der Feuerwehr als so professionell ansehen, dass sie kein Hobby vermuten, sondern einen Beruf.

Auf der anderen Seite aber zeigt es, wie wenig doch bekannt ist über die Frauen und Männer, die freiwillig und ohne Bezahlung ihren Dienst am Nächsten verüben. Und das immer, wenn jemand Ihre Hilfe braucht.

Es ist nicht nur ein nettes Hobby von Menschen die gerne mit dem Feuer spielen und Action haben wollen. Es ist die Säule des deutschen Notfall- und Katastrophenschutzsystems, die den Bürgern einen Sicherheitsstandard gewährt, der zu den besten weltweit zählt.

Was ist der Unterschied zwischen einer Berufsfeuerwehr und einer Freiwilligen Feuerwehr?

In der Bundesrepublik Deutschland ist vom Gesetzgeber festgelegt, dass Städte und Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern eine Feuerwehr mit hauptamtlichen Kräften betreiben müssen. Die Größe der Berufsfeuerwehr richtet sich nach der Anzahl der Einwohner der jeweiligen Stadt. Die Berufsfeuerwehr besteht aus hauptamtlichen Mitarbeitern, die im Schichtdienst eine Feuerwache ständig besetzen, auf Einsätze warten und allgemeine Aufgaben im Rahmen des Wachbetriebes ausüben (z.B. in Schlauchwäsche, Fahrzeugwartung oder in der Verwaltung). Das ist ihr Beruf und dafür werden sie bezahlt.

Die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehren sind in der Regel nicht dauerhaft besetzt. Bei Eingang eines Notrufes, werden die Einsatzkräfte über die zuständige Leitstelle alarmiert. Die verfügbaren Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr begeben sich dann in das Feuerwehrhaus und rücken zum Einsatz aus. Die freiwilligen Feuerwehrleute betreiben diesen Dienst für ihre Mitbürger ehrenamtlich und bekommen dafür kein Geld.

Gibt es zu wenig Berufsfeuerwehren?

Stellt sich die berechtigte Frage, ob ein Mangel an berufsmäßigen Feuerwehrleuten in Deutschland vorherrscht. Wird gar auf Kosten der Sicherheit Geld gespart?

Wenn man die freiwilligen Feuerwehren alle durch Berufsfeuerwehren ersetzen würde, dann hätte man ein nicht finanzierbares Sicherheitssystem, beziehungsweise müsste der sehr hohe Sicherheitsstandard kräftig herabgesetzt werden. In Deutschland sind in den Feuerwehrgesetzen Rettungsfristen (Zeit von der Alarmierung bis zum Eintreffen des ersten hilfeleistenden Fahrzeugs)  von 10 Minuten empfohlen. Diese Zeit kann dank der großen Dichte an freiwilligen Feuerwehren gut eingehalten werden und wird oftmals sogar noch unterschritten. In Ländern ohne ein solch dichtes Netz, sind Eintreffzeiten der Feuerwehr von über 30 Minuten keine Seltenheit. Sollte auf dem Land dringend Hilfe benötigt werden, muss erst die Berufsfeuerwehr aus der nächsten größeren Stadt alarmiert werden und dies dauert natürlich entsprechend lang.

Die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehren in Deutschland

Auch in den Freiwilligen Feuerwehren ist zu spüren, dass die fetten Jahre vorbei sind. Neben Einsparmaßnahmen zeigt sich dies vor allem auch bei den Mitgliederzahlen. Die Zahl der Berufspendler steigt, Angst vor dem Arbeitsplatzverlust und rückgängige Geburtenraten stellen die Feuerwehren vor neue Probleme.

Diese Entwicklung ist aber nicht gänzlich schlecht, denn in manchen Bereichen wurde sicherlich auch Misswirtschaft betrieben. So führen knappen Kassen dazu, dass Feuerwehren nachdenken müssen wo Einspar- und Verbesserungspotential liegen. Auch sind aufgrund der Nachwuchsproblematik Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und Dienstleistungsorientierung vermehrt in den Mittelpunkt getreten.

Deutschland kann sicherlich stolz sein auf seine Freiwillige Feuerwehren, aber man muss sich dringend überlegen wie die nächsten Jahrzehnte erfolgreich gemeistert werden können. Die Gesellschaft muss sich einerseits im Klaren sein, dass der Staat nur funktionieren kann, wenn sich jeder in einer bestimmten Form engagiert. Wenn alle nur “nehmen”, kann ein System wie die Freiwillige Feuerwehr nicht bestehen. Aber auch die Feuerwehr selbst muss sich überlegen was sie künftig für Anreize bieten kann. Flexibilität und Mitgliederförderung werden in nächster Zeit wichtige Themen sein, denn nur wenn für die Feuerwehr wie auch die Mitglieder eine win-win Situation entsteht, können langfristig Mitglieder hinzugewonnen werden.

Wenn sie also nächstes mal die Feuerwehr zu einem Einsatz eilen sehen, werden es wahrscheinlich wieder die ehrenamtlichen Kräfte sein, die hier ihre Freizeit opfern, um professionelle Hilfe zu leisten.