Brandschutz: Noch mangelhaft
Charakteristisch war dabei vor allem bei den Bauernhäusern eine gemauerte, erdgeschossige und breitgelagerte Bauweise mit Spitzgiebel. Der Bauzeit entsprechend waren die Gebäude größtenteils mit Holzschindeln, teilweise auch noch mit Stroh gedeckt. Größte Sorgfalt war daher beim Umgang mit offenem Feuer geboten – denn Kinspäne, Kerzen und Petroleumlampen waren bis zum Anschluss Vaterstettens an die Stromversorgung am 23. Januar 1915 die einzige Lichtquelle. Auch beim Kochen und handwerklichen Tätigkeiten, wie dem Schmieden, war offenes Feuer unverzichtbar. Unachtsamkeiten, aber auch Blitzschlag, konnten unter diesen baulichen Umständen katastrophale Folgen haben. Gerieten die trockenen, hölzernen Oberbauten und Dächer in Brand, konnten die Bewohner nur mit Glück noch sich, ihr Vieh und das wichtigste Hab und Gut retten.
Großbrände, die weit über das Mittelalter hinaus ganze Städte verwüsteten, sind aus Vaterstetten zwar nicht überliefert – doch für den kleinen, ärmlichen Ort und seine Bewohner war auch der Brand eines einzigen Gebäudes ein herber Schlag.
Dabei war es damals nicht nur um den vorbeugenden Brandschutz schlecht gestellt. Große Probleme bereitete seit jeher das Heranschaffen von Löschwasser, da Vaterstetten, für die Münchner Schotterebene typisch, weder über fliesende noch andere natürliche Gewässer verfügte. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war der 18 Meter tiefe Dorfbrunnen zwischen dem heutigem Brandhofer- und Ach-Anwesen die einzige ständig verfügbare Wasserstelle. Später kamen noch drei weitere Brunnen dazu, bevor im Jahre 1905 mit dem Vaterstettener Wasserturm eine zusätzliche Wasserreserve errichtet wurde.