Zweite Ära der technischen Erneuerung
So sehr Traditionen von der Feuerwehr Vaterstetten gepflegt und bewahrt werden, so sehr unterliegt die Feuerwehr gleichzeitig auch einem steten Wandel und Anpassungsbedarf – organisatorisch, wie auch technisch. Nachdem in den 1970er Jahren bereits eine erste Ära der technischen Erneuerung Einzug gehalten hatte, folgte seit Beginn der 2000er Jahre die zweite. Auch dieses Mal war sie von der Notwendigkeit getrieben. Die Zahl, Vielfalt und Komplexität der Einsätze wuchs weiter kontinuierlich – übrigens nicht nur in Vaterstetten. Im Gleichschritt steigen auch die Anforderungen an Sicherheit und Verfahren, die sich aus der Erfahrung von jährlich über 200.000 Feuerwehreinsätzen in Bayern speist und in einer Vielzahl technischer Normen und Dienstvorschriften niederschlägt. Das alles zum Wohle und zur Sicherheit von Mensch, Tier, Umwelt und Sachwerten – und nicht zuletzt der Feuerwehrkräfte selbst.
So kam es, dass das zur Eröffnung 2000 noch überschaubar gefüllte neue Rettungszentrum heute bis auf den letzten Fahrzeugstellplatz gefüllt ist. Als erstes neues Fahrzeug nach dem Umzug wurde 2004 der bis heute genutzte Versorgungs-LKW in Dienst gestellt. Das Fahrzeug ist durch seine flexibel und modular bestückbare Ladefläche eine große Hilfe bei unterschiedlichsten Einsatztypen: Der „Versorger“ zieht bei Verkehrsunfällen den Verkehrssicherungsanhänger, ohne dabei taktisch wichtige Einsatzmittel zu binden. Bei Großbränden oder ABC-Einsätzen lassen sich Sonderlöschmittel, Schlauchkomponenten, Hochleistungslüfter oder Dekontaminationsmaterial zur Einsatzstelle und verschmutzte Einsatzmittel und -kleidung, gemäß heutigen Hygieneanforderungen, sicher zurück ins Gerätehaus transportieren.
Als weiteres Großfahrzeug wurde 2009 ein Löschgruppenfahrzeug nach Norm 20/16 angeschafft, das heute – zwischenzeitlich aufgerüstet zum Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug – unser meistalarmiertes Einsatzmittel ist. Das Arbeitstier löste bei Indienststellung das 19 Jahre alte LF8 ab und verfügt über eine vollständige Ausstattung zur Brandbekämpfung, inklusive 2.000 l Wassertank, vier Atemschutzgeräten im Manschaftsraum und Gruppenbesatzung. Der ursprünglich verlastete Kombi-Rettungsspreizer wurde in den Folgejahren durch einen vollständigen Rettungssatz ersetzt und um weitere Einsatzmittel zur Technischen Hilfeleistung ergänzt. Allein seit 2015 war „Florian Vaterstetten 40/1“ mehr als 1.300 Mal im Einsatz.
Diese stetige Zunahme von THL-Einsätzen, vor allem von Unfällen mit immer größeren und aus hochfesteren Materialien konstruierten PKW, bedingte schließlich auch einen Ersatz des in die Jahre gekommen Rüstwagens 2. Nach 26 Dienstjahren wurde das Landkreisfahrzeug 2012 in den wohlverdienten Ruhestand versetzt und vom bis heute genutzten Rüstwagen – Funkrufname „Florian Vaterstetten 61/1“ – abgelöst.
Ein wahre Revolution stellte dann 2018 die Indienststellung von Vaterstettens erster Drehleiter dar. Auch diese Beschaffung war aus der Not geboren: Immer häufiger wurden in den vorangegengenen Jahren die Drehleitern samt Besatzungen aus Zorneding oder Haar benötigt – die gesetzliche Hilfsfrist von zehn Minuten war so schon lange nicht mehr zu halten. Rund 200 Mal war die „DLA-K 23/12“ seit Ihrer Indienststellung im Herbst 2018 mittlerweile im Einsatz und hat dabei zahlreiche Patienten aus Gebäuden gerettet, bei Bränden lebenswichtige Rettungs- und Angriffswege eröffnet, nach Stürmen Gefahren und Schäden beseitigt und – das darf freilich nicht fehlen – auch schon die ein oder andere Katze vom Baum geholt.
Der jüngste Neuzugang im Vaterstettener Rettungszentrum ist das 2021 in Dienst gestellte Löschgruppenfahrzeug. Es ersetzte nach 23 Dienstjahren das Tanklöschfahrzeug „Bronco“, das in seinem Ruhestand nun als Offroad-Wohnmobil die Welt erkundet. Mit einer Gruppenbesatzung und einer zeitgemäßen technischen Ausstattung ist „Florian Vaterstetten 41/1“ heute unser wichtigste Einsatzmittel zur Brandbekämpfung.
Nicht nur bei der Fahrzeugtechnik hat die zweite Ära der technischen Erneuerung Einzug gehalten: Nachdem 1980 die im ganzen Ort hörbare Sirenenalarmierung durch „stille“ Funkmeldeempfänger abgelöst wurde, können unsere Feuerwehrdienstleistenden seit 2018 zudem auch per Smartphone-App alarmiert werden. Neben der Redundanz ist vor allem die Möglichkeit der Verfügbarkeitsanzeige und die sofortige Einsatzrückmeldung ein entscheidender Vorteil. Dadurch erfahren Einsatzleiter schon kurz nach Alarmierung, mit welchen ehrenamtlichen Einsatzkräften bei der Besetzung der ausrückenden Fahrzeuge geplant werden kann und wie lange diese noch bis zur Ankunft im Gerätehaus benötigen. In den kommenden Jahren steht außerdem die Umstellung auf digitale Funkmeldeempfänger an.