Chronik

Nachkriegszeit (1950 bis 1971)

Wiederaufbau nach dem Krieg

Die Wiedergeburt der Freiwilligen Feuerwehr Vaterstetten, wie wir sie heute kennen, erfolgte fünf Jahre nach Kriegsende am 16. April 1950 mit Vorstand Georg Ach, Kommandant Hans Luft, Kassier Peter Wurmannstetter, Schriftführer Alois Böhm und 24 Feuerwehrmännern. Die Hauptaufgabe bestand zunächst darin, von allen männlichen Nichtmitgliedern im Ort eine Feuerschutzabgabe von 3 Mark zu kassieren. Bis zum Jahr 1952 sind daraus Einnahmen in Höhe von 953 DM überliefert, wovon im gleichen Jahr 695 Mark für den Kauf von Schläuchen und die Reparatur der alten Holzleiter ausgegeben wurden.

Wichtige Neuanschaffung mit Hilfe der Bürger

1954 konnte dann das erste „High-Tech“ Löschgerät Vaterstettens angeschafft werden: Ein Motorspritze TS 6. Stolze 2.600 Mark mussten dafür aufgebracht werden, davon mehr als die Hälfte aus freiwilligen Spenden der Bürgerinnen und Bürger finanziert. Gezogen wurde der neue Stolz der Vaterstettener Feuerwehr mit der Hanomag-Zugmaschine von Alois Strassmair. Noch im selben Jahr wurde sie benötigt: Im Ort brannte das Anwesen Völkl, mit dem die Floriansjünger später noch viel mehr verbinden sollte. Am 30. Mai 1954 brannte zudem im nahen Wolfesing der Gasthof Schlammerl – just am selben Tag fand der Kreisfeuerwehrtag, damals noch „Gautag“ genannt, statt. Dabei wurde auch die neu angeschaffte Motorspritze feierlich geweiht.

Aus den folgenden Jahren sind keine besonderen Vorkommnisse überliefert – die Vorstandschaft der Neugrüdung um Vorstand Ach und Kommandant Luft wurde fast unverändert 1955 und 1960 in ihren Ämtern bestätigt. Die Unaufgeregtheit der damaligen Zeit spiegelt sich auch in den überlieferten Kassenbüchern wider: So wurden 1959 nur Ausgaben in Höhe von 9,75 DM getätigt, Einnahmen gab es nach Abschaffung der Feuerschutzabgabe gar keine mehr.

Die Anforderungen wachsen

1962 gab es dann erste Gedankenspiele, im nördlichen Landkreis Ebersberg ein kreiseigenes Tanklöschfahrzeug zur überörtlichen Hilfe zu stationieren. Als potenzieller Standort im Spiel: Vaterstetten. Voraussetzung dafür war allerdings das Vorhandensein eines Mannschaftsfahrzeugs, um im Einsatzfall auch ausreichend TLF-erfahrene Feuerwehrmänner transportieren zu können. Bis dato konnte die Feuerwehr Vaterstetten mit gar keinem eigenen motorisierten Fahrzeug aufwarten.

Im Zuge dieser Planungen verkündete der damalige Bürgermeister Franz Hollweck im Oktober 1964, dass im kommenden Jahr neben einem neuen Rathaus auch ein neues Feuerwehrgerätehaus gebaut werden sollte. Zusätzlich war geplant, für die Ortsfeuerwehren Parsdorf und Vaterstetten jeweils ein überfälliges Löschgruppenfahrzeug zu beschaffen.

Wiedergeburt des Maibaums

1969 erwuchs bei einer Hand voll Feuerwehrmännern beim damaligen Gerrer-Wirt die Idee, wieder einen Maibaum aufzustellen. Die Tradition wurde zu diesem Zeitpunkt in Vaterstetten schon seit Jahrzehnten nicht mehr gelebt – dabei war der Maibaum am Dorfplatz neben dem alten „Feuer Haus“ eine Institution, wie Bilder vom Anfang des 19. Jahrhunderts belegen. Das erste Geld für die Neuauflage kam durch die Versteigerung des Vollbartes von Wick Berger herein, der sich dafür extra öffentlich rasieren ließ. Große Planungs- und Organisationsaufgaben standen an.

Der Platz, an dem das „Brauchtumsstangerl“ künftig stehen sollte, war schnell gefunden. Natürlich traditionell in der Dorfmitte, unweit vom heutigen Standort, wurde das Fundament mit Schienen eingebracht. Der Baum, ein Prachtstück von rund 32 Metern, wurde in den Oberpframmerer Wäldern gefällt. Im März 1970 wurde der Baum dann nach Vaterstetten gebracht und im „Völkl-Anwesen“ gelagert. Schon damals wurden die Ausfahrten mit schweren Maschinen verstellt und Wachen eingeteilt, um den neuen Vaterstettener Maibaum vor Dieben zu sichern.

Zum Entwurf der Maibaumtafeln (Zunftzeichen), die heute noch einzigartig in weitem Umkreis sind, stellte sich damals freiwillig Professor Greif zur Verfügung. Nach dessen Entwürfen wurden dann in der Schlosserei Ach aus großen, starken Eisenplatten die Tafeln angefertigt. Wochenlang war man mit dem Herausarbeiten der Motive beschäftigt. Anschließend wurden die Tafeln nach den Vorgaben Greifs gestrichen.

Nachdem der Baum gehobelt, geschliffen und gestrichen war, wurde er am 1. Mai 1970 bei Schneegestöber aufgestellt, doch dies tat der guten Stimmung der zahlreich erschienenen Gäste keinen Abbruch.

Der Vaterstettener Maibaum wurde seit der Neuauflage 1970 zehn Mal erneuert: 1976, 1981, 1987, 1993, 1998, 2003, 2008, 2013, 2018 und zuletzt am 1. Mai 2023.

Festdamen vor dem Vaterstettener Maibaum auf einem undatierten Foto, vermutlich aus den 1920er oder 30er Jahren.
Gaudi darf sein: Einbringen des Maibaums 1987.

Rückschlag bei Feuerwehrhaus und Gerätschaften

Diese Planungen zerschlugen sich unter anderem aus finanziellen Gründen – weder wurde vorerst das neue Rathaus mit Gerätehaus gebaut noch ein Löschgruppen- und Tanklöschfahrzeug beschafft. Feuerwehr und abwehrender Brandschutz mussten damals hinter vielen anderen Projekten der Gemeinde zurückstecken. Die Feuerwehr Vaterstetten blieb damit vorerst weiterhin im alten Feuerwehrhäusl am historischen Dorfplatz stationiert – unter zu diesem Zeitpunkt bereits unhaltbaren Zuständen. So hatten sich mittlerweile etwa Kellerasseln in der Einsatzkleidung eingenistet. Zwischenzeitlich wich die Feuerwehr daraufhin sogar in eine Garage im Völkl-Anwesen aus, in dem zehn Jahre zuvor die neue Motorspritze ihren ersten großen Einsatz erlebte.

Unbeirrbares Engagement

Trotz dieser Widrigkeiten wurde 1964 in Vaterstetten das erste Leistungsabzeichen von gleich zwei Löschgruppen abgelegt – Zeugnis des bereits damals guten Ausbildungsstandes und der Motivation der ehrenamtlichen Retter.

In den Folgejahren kam der Gedanke auf, den Verein mit einer Fahne auszustatten, da die Feuerwehr bis dato nur über eine Standarte verfügte. Zu diesem Zweck wurde eine Kameradschaftskasse gegründet und binnen kurzer Zeit durch Spenden der aktiven Mitglieder mit 1.300 DM gefüllt. In Folge konnte 1969 der Kreisfeuerwehrtag nach Vaterstetten geholt werden, verbunden mit der Weihe der neuen Fahne. Die Veranstaltung fand bei strahlendem Sonnenschein statt und war in dieser Größenordnung für Vaterstetten ein bis dahin einmaliges Ereignis.

Vereinssatzung und Blaskapelle

Als eine der ersten Feuerwehren im Landkreis Ebersberg gab sich die Vaterstettener Wehr im Jahr 1971 eine eigene Satzung, obwohl der Verein erst 1984 offiziell ins Vereinsregister eingetragen wurde. Einmalig war auch die Gründung einer Feuerwehr-Jugend-Blaskapelle ebenfalls 1971. Betreut wurde die Kapelle von Karl Heuwald.

Die Jugendblaskapelle der Feuerwehr Vaterstetten bei einer Feierlichkeit 1977.